Lehrausgang der 6c in das ORF-Radiokulturhaus
Bericht 1
Am Dienstag, den 12. Juni 2018 besuchten wir mit unserem Klassenvorstand, Herrn Prof. Vyhnalek, das ORF-Radiokulturhaus in der Argentinierstraße, wo wir an einer Podiumsdiskussion teilnahmen. Schwerpunkt der Radiosendung war das Thema „Fußball und Gesellschaftspolitik. Die Erde dreht sich um den Planeten Fußball – wen geht das was an?“. Es handelte sich um eine gemeinsame Veranstaltung des Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, dem ORF sowie der Tageszeitung Kurier. Podiumsgäste dieser Sendung waren die Frauenfußballexpertin und Redakteurin des Fußballmagazins Ballesterer, Lena Holzinger, die Politikwissenschafterin, Fußballtrainerin und Antidiskriminierungsexpertin Nikola Staritz sowie Gernot Zirngast, der Vorsitzende der Vereinigung der Fußballer (VdF) und ehemaliger Profifußballspieler. Moderiert wurde die Diskussion vom ORF- bzw. Ö1-Mitarbeiter Alois Schörghuber.
Anlass der Veranstaltung war die vom 14. Juni bis 15. Juli 2018 stattfindende Fußballweltmeisterschaft in Russland. Das Turnier gilt als Ereignis von gesellschaftspolitischer Relevanz. Doch welche Dinge laufen hinter einem derartigen Turnier ab und wie wirkt es sich auf die Gesellschaft aus?
Am Anfang der Veranstaltung wurde über den persönlichen Bezug der ExpertInnen zum Fußball gesprochen. In diesem Zusammenhang erzählte uns Gernot Zirngast, dass er als Jugendlicher die Schule abgebrochen hat, um seinen Traum, Profifußballer zu werden, verwirklichen zu können. Sein erstes Nettomonatsgehalt im Profifußball betrug Mitte der 1980er-Jahre ca. 80.000 Schilling, also umgerechnet € 5.814.
Bald ging die Diskussion zum Thema „Sexismus im Profifußball“ über. In der Männerdomäne Fußball gibt es größere Unterschiede zwischen den Geschlechtern als in anderen Berufen und Sportarten. Als Erstes wurde natürlich die Gehaltsdifferenz zwischen Mann und Frau angesprochen. Ein weiterer Diskussionspunkt betraf den Unterschied in der Darstellung von weiblichen und männlichen Spielern in den Medien. Frau Holzinger berichtete, dass Männer nach dem Spiel schweißgebadet auf den Titelblättern der Tageszeitungen abgebildet werden, während Damen im Ballkleid bei der nächsten SportlerInnengala fotografiert werden. Außerdem werden den Herren andere Interviewfragen zum vorangegangenen Spiel gestellt als weiblichen Fußballerinnen. Hier brachte Nikola Staritz eine Studie aus Amerika ins Spiel. Dabei wurden männliche Spieler so befragt, wie es eigentlich bei Spielerinnen üblich ist. Infolge der Fragestellungen sind die interviewten Männer total ausgerastet, während Frauen die teilweise sehr persönlichen Fragen mit einer gewissen inneren Ruhe beantwortet haben.
Dieser Umstand heizte die Diskussion zwischen ExpertInnen und SchülerInnen weiter an und wir schweiften zum Thema „Aggressionen im Fußballsport“ ab. Man erklärte uns, dass sich Emotionen am Spielfeld auch auf die Fans übertragen können. Herr Zirngast erzählte uns, dass er nur einmal in seiner Fußballerlaufbahn eine rote Karte bekommen hat. Im Nachhinein sei es ihm jedoch peinlich gewesen, vor einer ganzen (Fernseh-)Nation geschrien und ein fehlerhaftes Verhalten an den Tag gelegt zu haben. Gernot Zirngast meinte noch dazu, dass seine Mutter ihn damals aufgrund seines Benehmens am Fußballplatz nicht wiedererkannt hätte. Frau Holzinger ergänzte, dass diese Aggressionen auch mit der Tatsache zusammenhängen, dass man als SpielerIn keinen Unterschied zwischen seinen GegnerInnen macht. Für FußballerInnen ist jeder Gegner gleich, egal ob man gegen FreundInnen aus dem Nachbardorf oder gegen SpielerInnen einer verfeindeten Mannschaft spielt.
Thematisiert wurde auch noch, dass sich Fußballfans oft homophob und diskriminierend verhalten, was zu Stadionverboten führen kann.
Gegen Mitte der Radiosendung sprachen wir dann über die politischen Hintergründe einer Fußballweltmeisterschaft. Es stand die Frage im Raum, warum ausgerechnet in ärmeren Ländern derart große Events veranstaltet werden. Wir diskutierten über die schlechten Arbeitsbedingungen und Missstände beim Bau der großen WM-Stadien. Laut ExpertInnenrunde werden Menschen aus vom Stadionbau betroffenen Armenvierteln vertrieben, nur weil derartige Gegenden nicht zum Bild eines vorbildlichen WM-Gastgeberlandes passen. Allerdings werfen Fans keinen Blick hinter die Kulissen solcher Großveranstaltungen. Und falls das doch geschieht, werden negative Umstände ignoriert oder möglichst positiv dargestellt.
In diesem Zusammenhang wurden mögliche Ursachen angesprochen, die die Entsendung österreichischer Sportler zu solchen Großereignissen verhindern. Laut Gernot Zirngast fehlt es in Österreich am nötigen politischen Umfeld, um entsprechende Ergebnisse zu erzielen. Gründe dafür sind unzureichende Trainings- und Wettkampfplätze sowie zu geringe Budgets, wie sie größere Staaten für den Sportbereich zur Verfügung stellen.
Auch das durchschnittliche Alter von 32 bis 37 Jahren, in dem sich Profisportler einen neuen Beruf suchen müssen, wurde angesprochen. Herr Zirngast erwähnte auch die 120 bis 150 Profi-Fußballer, die jährlich in Österreich arbeitslos werden.
Gegen Ende des Gesprächs kamen wir wieder auf das Thema „Sexismus und Profifußball“ zu sprechen. Frau Holzinger berichtete aus ihrer Jugend, dass sie schon von früh an mit Buben Fußball gespielt hat, weil es damals noch keine Frauen- und Mädchenmannschaften gegeben hat. Erst durch das Public Viewing während der Frauenfußball-EM 2017 erfuhr der Damenfußball mehr Anerkennung.
Frau Staritz vertrat die Meinung, dass Mädchen mehr Talent als Burschen vorweisen müssen, um sich deren Respekt zu verdienen bzw. um sich durchzusetzen. Knaben dürfen im Verein spielen, ohne sich beweisen zu müssen, während Mädchen erst ab einem bestimmten Leistungsniveau Aufmerksamkeit erhalten.
Abschließend schlug uns Frau Staritz vor, einmal selbst in unserem eigenen privaten oder schulischen Umfeld nach solchen Unterschieden Ausschau zu halten.
Den Ausflug ins ORF-Radiokulturhaus fand ich ganz toll. Es waren nicht nur die Persönlichkeiten am Podium sehr interessant, sondern auch die Diskussionsthemen insgesamt sehr spannend. Ich habe viel Neues gelernt und konnte einen besseren Einblick in die populäre Sportart Fußball erlangen.
Theresa Bergauer, 6c
Bericht 2
Vor der Veranstaltung erklärte uns eine nette ORF-Mitarbeiterin am Empfang den Ablauf der Veranstaltung. Falls wir etwas sagen bzw. fragen wollten, sollten wir einfach die Hand heben. Daraufhin würden wir von einem Techniker ein Saalmikrofon gereicht bekommen. Anschließend sollten man seinen Namen und den der Schule nennen, bevor man sich mit einer Wortmeldung einbringen oder eine Frage stellen würde.
Im Sendesaal wurde uns von Alois Schönberger noch einmal der Ablauf der Veranstaltung erklärt. Dann stellte er uns die besagten ExpertInnen vor.
Zuerst diskutierten die Podiumsgäste miteinander, da wir SchülerInnen uns erst einmal einen Überblick über das Diskussionsthema verschaffen mussten.
Lena Holzinger erzählte vom gemeinsamen Fußballspiel mit Burschen als die Frage aufkam, ob Buben sie in einer gemischten Mannschaft akzeptiert hätten. Sie meinte dazu, dass ihre männlichen Mitspieler sie großteils akzeptiert haben, sie sich aber einige Sticheleien anhören musste.
Gernot Zirngast ergänzte an dieser Stelle, dass sein Sohn auch lange Fußball zusammen mit weiblichen Teamkollegen gespielt hat und das kein Problem gewesen sei, solange die Mädchen gute Leistungen erbracht hätten. Hier warf Nikola Staritz ein, dass Burschen bei Weitem nicht dieselbe Leistung wie Mädchen erbringen müssten, um im Fußballsport anerkannt zu sein. Anschließend kam die Frage nach dem Marktwert eines Profispielers auf. Die ExpertInnen erklärten, dass beim Wechsel eines Fußballers von einem Verein zum nächsten der neue Klub dem bisherigen eine gewisse Ablösesumme zahlen muss. Dieser Betrag richtet sich hauptsächlich nach dem Können und der Qualität dieses Spielers. Die Vertragssituation von Profifußballern habe sich laut Zirngast aber mittlerweile sehr verbessert.
Ein sehr wichtiges Diskussionsthema war die Gleichberechtigung von Frauen und Männern im Fußballsport. So fragte unsere Mitschülerin Hannah die Podiumsgäste, wieso Fußballturniere nicht ähnlich wie Olympische Spielen organisiert werden können, sodass Frauen und Männer gleichzeitig antreten könnten. Frau Holzinger antwortete darauf, dass Damenfußball in den Medien kaum präsent ist und viele Anhänger nicht einmal wissen, dass es eigene Frauennationalmannschaften gibt. Auch die Namen berühmter heimischer Fußballerinnen seien großteils unbekannt, obwohl das Damennationalteam bei der Frauenfußball-EM 2017 den dritten Platz errungen hat. Auch die übrigen Podiumsgäste stimmten darin überein, dass es sich hier um einen großen Missstand im Profifußball handelt.
Insgesamt war unser Lehrausgang ein interessantes Erlebnis. Wir bedanken uns hiermit für die Gelegenheit, einmal an einer Liveübertragung im Radio teilgenommen zu haben.
Bericht 3
Im Rahmen des Geschichteunterrichts haben wir mit Herrn Prof. Vyhnalek am Dienstag, den 12. Juni 2018 an einer Podiumsdiskussion im ORF-Radiokulturhaus teilgenommen. Dabei ging es um das Thema „Fußball und Gesellschaftspolitik. Die Erde dreht sich um den Planeten Fußball – wen geht das was an?“. Moderator dieser Veranstaltung war Alois Schörghuber.
Zu Beginn der Diskussion wurden die drei Podiumsgäste vorgestellt. Es handelte sich um Lena Holzinger, eine Frauenfußballexpertin und Redakteurin der Zeitschrift „Ballesterer“, um Nikola Staritz, eine Politikwissenschafterin, Fußballtrainerin und Antidiskriminierungsexpertin, sowie Gernot Zirngast, den Vorsitzenden der Vereinigung der Fußballer (VdF).
Nachdem Herr Schörghuber anfangs den Gästen Fragen zu ihren Tätigkeiten stellte, erfolgten erste Wortmeldungen aus dem Publikum. Eine Schülerin eines anderen Gymnasiums wollte wissen, ob Profifußballer von ihrem Gehalt leben können und wieviel österreichische Profispieler, die ja nicht gerade so berühmt wie Neymar oder Ronaldo sind, im Durchschnitt verdienen. Außerdem fragte sie nach dem Alter, in dem ein Fußballer die Branche bzw. seinen Beruf wechseln muss. Darauf antwortete Herr Zirngast, dass das Durchschnittsalter am Ende einer Fußballerlaufbahn zwischen 32 und 37 Jahren liegt und dass sein Gehalt als Profispieler Mitte der 1980er-Jahre monatlich um die 80.000 Schilling netto (= ca. € 5.814) betrug. Mit ca. 35 Jahren müssen Profiußballer meist ihre Karriere beenden, da sie dann körperlich nicht mehr in der Lage sind, den berufsbedingten Anforderungen zu entsprechen. Dann haben sie auch keine finanzielle Absicherung mehr und müssen sich einen neuen Job suchen. Von insgesamt 600 österreichischen Profifußballern werden jedes Jahr etwa 150 bis 200 Spieler aufgrund ihres Alters arbeitslos.
Später kam auch das Thema „Homophobie unter Fußballfans“ zur Sprache. Darauf meinte Nikola Staritz, dass radikale Fußballanhänger oft homophobe und diskriminierende Lieder im Stadion singen. Oft seien diese Personen nicht genuin homophob, schreien aber trotzdem mit, weil es eben alle Stadionbesucher tun und sie sich nicht von der Masse abheben wollen. Meist bekommen solche Fans dann Stadionverbot. Außerdem gibt es schon Fanclubs, die sich aktiv gegen Menschenhass engagieren. Je nach Verein gibt es mehr oder weniger solcher Anhänger. Oftmals sind es aber nicht nur die Fans, sondern auch die Spieler, die sich homophob geben. „Wieso ist die Euphorie für den Fußballsport so groß?“ wollte ein Jugendlicher aus einer anderen Schule später wissen. Die ExpertInnen waren sich darin einig, dass sich Emotionen der Spieler auf die Zuschauer übertragen. Die meisten Fans feuern ihren Lieblingsverein schon seit Kindheit an. Dabei leben Männer laut Studien ihre Emotionen viel stärker aus, während den meisten Frauen in jungen Jahren beigebracht wurde, ihre Gefühle nicht so offen zu zeigen. Frauen mangle es meistens auch an der Fähigkeit, emotional loszulassen.
Am Spielfeld herrscht immer eine gewisse Rivalität, egal wie gut zwei Mannschaften miteinander befreundet sind. Jedes Team will gewinnen und würde alles dafür tun. Deshalb sind Spieler während eines Matches oft viel aggressiver als im realen Leben und begehen dann beispielsweise schwere Fouls. Nach dem Spiel sollten die Rivalen jedoch noch in der Lage sein, sich die Hände zu reichen und gegebenenfalls der gegnerischen Mannschaft zum Sieg zu gratulieren.
Dass weniger Frauen als Männer den Fußballsport betreiben, sei faktisch bewiesen. Wenn Mädchen und Burschen gemeinsam für eine Mannschaft spielen, dann immer in einer jüngeren Altersklasse. Mädchen werden zum Beispiel mit 14 Jahren einer U13-Knabenmannschaft zugewiesen. Das liegt vor allem daran, dass sie Buben körperlich unterlegen sind und einfach nicht so schnell laufen können. Dafür sind Frauen oft puncto Teamfähigkeit überlegen und können sich an gegnerischen SpielerInnen besser vorbeidribbeln. Außerdem ist der Anteil der Frauen in den Sportmedien um einiges geringer als in anderen Bereichen. Sie verdienen zudem als Profifußballerinnen viel weniger als ihre männlichen Kollegen und müssen besonders gut spielen, um von den Herren im Verein akzeptiert zu werden. Wenn dagegen ein Mann schlecht spielt, wird er von den Vereinskollegen trotzdem toleriert. Profifußballerinnen werden bei Interviews auch ganz andere Fragen als männlichen Spielern gestellt. Im Rahmen einer Studie wurden Männer zu sehr persönlichen Angelegenheiten befragt. Sie haben diese Fragen aber erst gar nicht beantwortet und den Interviewer aufgrund der aus ihrer Sicht unverschämten Fragestellung für verrückt erklärt.
Dass Mädchen oft generell weniger an Sport interessiert sind als Jungs liegt daran, dass den Buben von Kindheit an beigebracht wird, ihren Körper kennenzulernen, Dinge auszuprobieren und mutig zu sein. Mädchen hingegen werden oft von gefährlichen Aktivitäten ferngehalten, da die Verletzungsgefahr für die Eltern zu groß ist. Es sei überdies eine Tatsache, dass Jungs von klein auf einfach einen ganz anderen Zugang zum Sport haben als Mädchen.
Der Marktwert eines Profifußballers ergibt sich laut Podiumsgästen aus dem Merchandising, also dem Verkauf seiner Trikots und sonstiger Fanutensilien, aus der Vermarktung des Spielers insgesamt sowie aus seiner Bekanntheit.
Orte, in denen eine Fußball-WM stattfindet, würden laut Expertenrunde immer mit Bedacht gewählt werden. Ein Bewerberland muss Stadien mit einem gewissen Fassungsvermögen aufweisen und darf nicht gegen die Menschenrechte verstoßen. Für die Anreise dorthin muss es über die nötige Infrastruktur sowie über ausreichende Unterkunftsmöglichkeiten für die vielen WM-Touristen verfügen.
Helene Zand, 6c